Imkerliche Betriebsweise

In Deutschland werden sowohl bei der Hobby-Imkerei als auch bei Berufsimkern verschiedene imkerliche Betriebsweisen und Techniken verwendet. Zahlreiche Internetseiten und Foren, Regalmeter gefüllt mit Fachbüchern sowie der Erfahrungsschatz Tausender von Mitgliedern in den regionalen Imkervereinen überfluten den begeisterten Neu- oder Jungimker als Einsteiger in das Hobby der Imkerei mit Fach- und Laienwissen, Erfahrungen, Möglichkeiten, Facetten und Nuancen der Herangehensweise an die Bienenhaltung.

Hierbei kommt dem Imkerei-Anfänger sowohl zahlreiches, altbewährtes aber auch neues, wissenschaftliches Fachwissen, aber leider Gottes auch viel fragwürdiges oder unausgegorenes Halbwissen zu Ohren.

Ich möchte mit diesem kleinen Beitrag keinesfalls eine Bewertung zur einen oder anderen Betriebsweise abgeben, sondern allenfalls meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke wiedergeben. Ich kann jedem interessierten Imkerei-Anfänger, aber auch erfahrenen Imkern, nur empfehlen, sich in guten Anfänger- und Weiterbildungskursen von fachkundiger Seite regelmäßig Imker-Wissen anzuhören und anzueignen, und daraus, zusammen mit eigenen gesammelten Erfahrungen, einen verantwortungsvollen aber auch gangbaren Weg für die eigene Imkerei abzuleiten.

In Anfängerkursen wird man gleich zu Beginn mit der Frage konfrontiert, welches Beutenmaß, d.h. welches Größensystem der Bienenbehausung (Magazinbeute) bzw. der darin befindlichen Waben oder Rähmchen, man verwenden sollte. Hierbei fliegen einem Fachbegriffe wie Zander, Deutsch-Normal-Maß (DNM), Dadant, Langstroth, Zadant u.v.m. um die Ohren. Ich werde keine Empfehlungen hierzu abgeben, möchte aber zwei Anmerkungen machen:

  1. Man sollte sich als Anfänger zunächst für ein Beutenmaß entscheiden, jedoch vielleicht nur mit 1-2 Bienenvölkern bzw. Ablegern und somit mit möglichst wenig Beutenmaterial starten. Hat man mit der Zeit selber Erfahrungen gesammelt und in guten Imkerkursen Arbeitsschritte rund um das Bienenjahr kennengelernt, kann man später selbst Vor- und Nachteile bestimmter Maße erkennen und abwägen, und sich erst dann endgültig für ein geeignetes Maß entscheiden. Dies erspart einem dann Zeit und Geld bei einer späteren Umstellung des Maßes.
  2. Weltweit ist rein statistisch das Langstroth-Maß am verbreitetsten. In keinem anderen Land weltweit gibt es derart viele Varianten an Beutenmaßen wie in Deutschland. Egal,für welches Maß sich der Imker auch entscheiden möge, die Bienen scheinen sich dieser Frage nicht so streitlustig zu widmen, wie die Imker dies häufig tun, und wohnen dennoch zufrieden in verschiedensten Beutengrößen.

Eine weitere, heiß diskutierte Frage, welche die Imkerschaft in Deutschland aus meiner Sicht grob in zwei Lager teilt, ist die Frage der Verwendung nur eines Brutraumes oder eher zweier Bruträume für die Haltung des Bienenvolkes, auch Bien genannt.

Wohingegen Namen wie Jürgen Binder, Bruder Adam oder Prof. Armbruster eng mit der Verwendung nur eines Brutraumes für die Haltung eines Bienenvolkes verknüpft sind, welcher durch ein bewegliches Sperr- oder Trennbrett (Schied genannt) räumlich variiert werden kann und dann als imkerliche Betriebsweise mit angepasstem Brutraum bezeichnet wird, werden Namen wie Dr. Liebig oder Dr. Pia Aumeier mit der Verwendung zweier Bruträume bzw. eines geteilten Brutraumes, auch zweizargiger Brutraum genannt, für die Haltung von Bienenvölkern assoziiert.

Auch in dieser Frage, welche schon Generationen von Imkern in stundenlange und kontroverse Diskussionen verwickelt haben dürfte, werde ich keine Empfehlung abgeben, möchte aber darauf hinweisen, dass ich es mir trotz zahlreicher und hitziger Diskussionen nicht habe nehmen lassen, mir selbst ein Bild zu machen und meine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Unabhängig von der möglichen Wahl des o.g. Beutenmaßes kostet es den Imker, natürlich nicht zwingend sofort in den ersten Anfängerjahren, nur wenig Mühe, einmal mit seinem Beutenmaß Bienenvölker vergleichend in nur einem (angepassten) oder aber zwei Bruträumen zu halten, zu probieren, zu vergleichen und Erfahrungen zu sammeln. Ebenso wie bei der Wahl des Beutenmaßes treibt die Imkerschaft diese Frage der Betriebsweise offensichtlich mehr um, als sich die Bienen davon stark beeinflussen lassen.

Sicherlich muss bei all diesen genannten Fragen durchaus unterschieden und berücksichtigt werden, ob man die Imkerei als entspannendes Hobby und Zeitvertreib in der schönen Natur, oder aber gewerbsmäßig und aus kommerziellen Gründen betreibt.

So kann aber sollte es nicht aussehen – Bienen kümmern sich auch ganz alleine um eine neue Behausung.

Die Bienen interessieren sich nur peripher für Fragen wie Beuten- und Rähmchenmaße, Holz- oder Styropor-Beuten, Wabengröße, Kalt- oder Warmbau und viele weitere Fragen rund um die imkerliche Betriebsweise – sie scheinen glücklicherweise anpassungsfähiger und flexibler zu sein, als so mancher Imker und lassen stoisch so manches imkerliche Experiment über sich ergehen.

Unser größtes Augenmerk als Hobby- und Berufsimker sollte, insbesondere nach der Einschleppung und Verbreitung der parasitären Varroa-Milbe, der Gesunderhaltung des Bienenvolkes als nützliches und schützenswertes Haustier gelten. Auf sich allein gestellt würde jedes Bienenvolk – Art der Behausung und Betriebsweise hin oder her – derzeit an der Varroamilbe zu Grunde gehen – den Status eines Wildtieres hat es demnach derzeit verloren. Hier bedarf es der Sorgfalt des Imkers bei der Varroabehandlung seiner Bienenvölker.